ERLEBEN

Obstmythen auf dem Prüfstand

Tipps wie „Trinke bloß kein Wasser nach Kirschen!“ oder „Lagere den Apfel nicht beim anderen Obst, sonst wird es schneller schlecht“ kennen wir alle noch von unseren Großeltern – und die vermutlich von ihren. Viele dieser Mythen bestimmen unseren Alltag und werden nicht groß hinterfragt.  Aber ist da wirklich was Wahres dran? Der Großmarkt Hamburg ist Deutschlands größtes Frischezentrum für Obst, Gemüse und Blumen. Die Experten kennen sich aus und haben zehn gängige Obstmythen auf den Prüfstand gestellt. „Viele der gängigen Annahmen über unser Obst sind tatsächlich wahr, aber die wenigsten von uns wissen genau warum“, sagt Eliane Steinmeyer, Geschäftsführerin des Großmarkts Hamburg. „Und dann gibt es einige Mythen, an denen ganz einfach nichts dran ist und die ins Reich der Legenden gehören. Wir bringen Licht ins Dunkel.“

 

10 Obstmythen auf dem Prüfstand. Hätten Sie es gewusst?

1. Keine Kirschen mit Wasser

Falsch. Es ist kein Problem, auf eine moderate Menge von Kirschen ein Glas Wasser zu trinken – auch wenn die Legende Bauchweh oder Durchfall prophezeit. Mehr als ein halbes Kilo sollten es allerdings nicht sein, um den Magen nicht zu überfordern. Die Legende mit dem Wassertrinken ist wohl eher auf die schlechte Qualität des Trinkwassers in früheren Zeiten zurückzuführen.

2. Obst reift schneller neben Äpfeln

Richtig. Äpfel – wie übrigens auch Bananen, Aprikosen oder Birnen – sollten nicht neben anderen Obstsorten gelagert werden. Denn sie setzen Ethylen frei und beschleunigen damit den natürlichen Reifungsprozess. Die anderen Früchte reagieren empfindlich und vergammeln in Folge viel schneller.

3. Erdbeeren sind Nüsse

Richtig – allerdings Sammelnussfrüchte. Der Name Erdbeere verwirrt, denn ihr Fruchtfleisch ist nur eine Scheinfrucht. Wer hätte gedacht, dass die eigentlichen Früchte die kleinen gelben Punkte sind? Die kleinen Nussfrüchte sitzen auf dem leckeren roten Fruchtfleisch wie auf einem Sammelbehälter – der noch dazu sehr gesund ist. So hat die Erdbeere mehr Vitamin C als eine Zitrone.

4. Smoothies sind so gesund wie frisches Obst und Gemüse

Jein: Es kommt auf die Frische und den Inhalt an. Und auch hier ist die richtige Lagerung wichtig. „Die Varianten aus dem Supermarkt sind hingegen oft reine Zuckerbomben. 
Denn sie enthalten in der Regel mehr Obst, als man in einer Obstmahlzeit aus ganzen Früchten zu sich nehmen würde“,
sagt die zertifizierte Ernährungsberaterin Katharina Gantenberg. „Zudem verwenden viele Hersteller lediglich das Fruchtfleisch und nicht die nähr- und ballaststoffreiche Schale. Für noch mehr Süße werden oft große Mengen an Fruchtsaft, Zusatzstoffe, Zucker oder Zuckeralternativen beigemischt. Trinkt man einen solchen Smoothie, schießt der Blutzuckerspiegel extrem in die Höhe, fällt aber auch schnell wieder ab. Die Folge ist Heißhunger. Nicht zuletzt gehen durch die Verarbeitungsprozesse wichtige Nährstoffe, Ballaststoffe und Sekundäre Pflanzenstoffe verloren.“  

5. Bananen machen dick

Falsch. Im Vergleich mit anderen Obstsorten enthält die Banane zwar mehr Kalorien und Kohlenhydrate, aber wer nicht mehr als eine Banane am Tag isst, kann unbesorgt sein. So enthalten 100 Gramm Banane je nach Reifegrad durchschnittlich 88 bis 95 Kilokalorien. Als schneller Energielieferant und aufgrund ihrer guten Verdaulichkeit ist die Banane aber ein toller Snack für zwischendurch. Sie versorgt uns mit wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen.

6. Grapefruits haben negativen Einfluss auf Medikamente

Ja: Der Saft von Grapefruits hemmt tatsächlich das körpereigene Enzym, das für die Verstoffwechslung der Wirkstoffe im Darm zuständig ist. Daher bleiben diese dann zu lange im Körper. Doch damit nicht genug. Die Inhaltsstoffe der Grapefruit blockieren zudem Proteine, die für den Transport bestimmter Wirkstoffe in die Zellen zuständig sind. Auf diese Weise werden diese Wirkstoffe dann nicht ausreichend vom Körper aufgenommen. Es ist also Vorsicht geboten – wer regelmäßig Medikamente nimmt und gerne mal ein Glas Grapefruit-Saft trinkt, informiert sich besser bei seinem Arzt oder Apotheker. Einen ähnlichen Effekt haben übrigens Pampelmusen, die oft in Marmelade enthaltenen Pomeranzen (Bitterorangen) oder auch Pomelo-Früchte.

7. Bananen gehören nicht in den Kühlschrank

Richtig. Als Südfrüchte erleiden Bananen im Kühlschrank einen regelrechten Kälteschock. Die niedrigen Temperaturen regen ein Enzym in der Banane an, das ihre Schale schneller schwarz färbt. Außerdem verlieren die Früchte an Geschmack. Es ist daher besser, sie bei Zimmertemperatur zu lagern.

8. Sellerie verbrennt mehr Kalorien, als man aufnimmt

Falsch. Sellerie gilt zwar als Superfood und ist mit einer Vielzahl an Vitaminen und Mineralien unglaublich gesund – aber er verbrennt nicht mehr Kalorien als er enthält. Die Vermutung stammt daher, dass er 96 Prozent Wasser enthält und dazu viele Ballaststoffe, die mit einem sehr hohen Energieaufwand verstoffwechselt werden müssen. 100 Gramm Sellerie enthalten nur 16 Kalorien. Es ist daher richtig, dass Sellerie den Körper zu Höchstleistungen anspornt – aber zu einer negativen Kalorienaufnahme kommt es laut Experten dennoch nicht. Denn bei der Angabe in den Nährwerttabellen wurde die Verarbeitungsleistung bereits berücksichtigt – es bleibt bei 16 Kalorien je 100 Gramm.

9. Obst nach 14 Uhr macht dick

Falsch: Natürlich ist Obst reich an Fruchtzucker. Kombiniert mit den in den Früchten enthaltenen Ballaststoffen lässt dieser den Blutzuckerspiegel aber nicht so schnell ansteigen, wie zum Beispiel isolierter Fruchtzucker aus Fruchtsäften. „Man könnte vermuten, dass das Essen von Obst nach 14 Uhr den Blutzucker so stark ansteigen lässt, dass er sich bis zum Abend, wenn der Stoffwechsel runterfährt, nicht wieder stabilisiert“, sagt Ernährungsberaterin Katharina Gantenberg. „Das ist aber Unsinn. Allgemein gilt, wenn wir es mit dem Obst essen übertreiben, kann auch Obst dick machen. Als Richtwert gelten zwei bis drei Portionen am Tag.“

10. Obst macht glücklich

Richtig. Manche Früchte enthalten einen hohen Wert der Aminosäure Tryptophan – und diese unterstützt im Körper die Bildung des Glückshormons Serotonin. Ganz vorne dabei sind Ananas, Bananen und Pflaumen.